Interview mit Irene Bouchal-Gahleitner, neue CPO bei Netural
„Arbeiten wird immer individueller. Deshalb müssen wir Räume für den Einzelnen schaffen, um gemeinsam erfolgreich zu sein“. Irene Bouchal-Gahleitner entwickelt bei Netural die nötigen Strukturen, um als Mensch seine Passion leben, und als Organisation wachsen zu können.
Irene, seit Jahresbeginn bist du neben CEO Albert Ortig und CTO Stephan Lechner Teil des Netural Geschäftsführer-Trios. Worauf freust du dich in deiner neuen Rolle als Chief People Officer?
Zu allererst, dass wir die Perspektive „Mensch“ in der Netural als so relevant sehen, dass wir sie jetzt auf oberster Managementebene mitdenken dürfen! Mich hier mit meiner Person und mit meinem Mindset einbringen zu dürfen, freut mich und macht mich auch stolz, denn das ist, glaube ich, nach wie vor nicht selbstverständlich. Dann haben wir uns für 2022 ein wirklich spannendes, herausforderndes Programm definiert. Zum einen unsere Wachstumsstrategie, und dafür die nötigen Mitarbeiter zu finden und auch sicherzustellen, dass wir unsere Kultur mit entwickeln. Zum anderen wird sich die Arbeit selbst in den nächsten zwei bis drei Jahren noch einmal massiv verändern. So wie uns die Pandemie jetzt mutig und proaktiv hybrid arbeiten lässt, ist der Prozess noch bei weitem nicht abgeschlossen. Wir müssen jetzt die Rahmenbedingungen schaffen, um situativ reagieren und entscheiden zu können. Deshalb war HR auch noch nie so spannend und maßgeblich wie jetzt!
Dein beruflicher Werdegang ist geprägt davon, neue Strukturen für neue Arbeitswelten zu schaffen. Warum hat es dich vor mittlerweile sechs Jahren in die Netural Welt gezogen?
Anstatt über Gehaltsmodelle oder HR Prozesse zu reden, ging es im ersten Gespräch damals darum, was wir in der Netural brauchen, damit wir gut arbeiten und alle ihre Passion leben können. Es war mir gleich klar, dass es dynamisch, mutig, unkonventionell und kein klassischer HR-Job ist. Aber auch, dass ich mich auf das Abenteuer einlassen möchte, auf der grünen Wiese neue Dinge auszuprobieren, und das in einem gespürt hoch wertschätzenden Umfeld.
Netural entwickelt seit fast 25 Jahren digitale Lösungen am State-of-the-Art. Mit dir als CPO liegt jetzt ein eigener Fokus auf „People“. Ein Gebot der Stunde oder ein kultureller Fingerprint?
Die Position ist tatsächlich aus der Intuition heraus entstanden. Wir sehen, dass das Finden der richtigen Köpfe und das individuelle Eingehen auf den Einzelnen der größte Hebel für unser weiteres Wachstum ist. Wir wollen damit auch wieder Leuchtturm sein, auch für unsere Kunden. Denn neben dem Entwickeln und Ausrollen digitaler Lösungen geben wir auch unser Wissen rund um Organisation und die nötigen Kompetenzen für Digitalisierung weiter.
Du hast Netural in den vergangenen Jahren erfolgreich zur agilen Organisation transformiert. Welche Schwerpunkte setzt du als nächstes, und wie wird Netural in fünf Jahren arbeiten?
Fünf Jahre, tatsächlich, das kann ich mir im Moment nicht ausmalen! Alles was wir jetzt denken, ist für die Geschwindigkeit zu kurz. Ich glaube, dass wir noch zeit- und ortsunabhängiger arbeiten werden, auch eine 4-Tages-Woche ist da vorstellbar. Die Arbeit an sich hat sich mit allen Remote- Varianten so verdichtet, dass es kaum mehr Leerzeiten gibt. Hier wird es auch hinsichtlich mentaler Gesundheit und Effizienz neue Modelle brauchen. Die Planungen im HR werden kurzfristiger und dynamischer werden, und anstatt klassischer Dienstverträge wird es verschiedenste Formen des Angestelltenverhältnisses geben. Denn die Generation Z, die jetzt auf uns zukommt, will noch viel individueller in ihren Bedürfnissen abgeholt werden, auch was Work-Life-Balance betrifft. Einer unserer Schwerpunkte wird deshalb sein, noch genauer herauszufinden, wo die Leidenschaft des Einzelnen liegt, und dafür auch neue Entwicklungsformate zur Verfügung zu stellen. Oder anders gesagt: Wir wollen unterschiedlichen Bedürfnissen einen Raum geben, um gemeinsam erfolgreich und stolz sein zu dürfen. Und trotz Remote- und disloziertem Arbeiten dabei unser Wir-Gefühl und unsere Kultur aufrecht erhalten.
Mit den HR Executive Coworking Days hast du ein sehr erfolgreiches Austauschformat für Unternehmen am Weg in die Agilität etabliert. Was bewegt aktuell?
Seit vielen Monaten natürlich die Pandemie, und wie diese im Unternehmen bewältigbar ist - da sind zur Zeit wirklich alle gefordert. Als relevant für dieses Jahr sehen unsere Members Themen wie Performance-Management, das Anpassen der Organisation an das neue hybride Arbeiten, der Umgang mit dem Fachkräftemangel - auch internationales Recruiting. Aber auch faire Entlohnungsmodelle oder das Thema Green HR und Nachhaltigkeit - zum Beispiel bei Logistikthemen oder auch der ökologische Gedanke bei Benefits.
Du hast mit Albert Ortig als CEO einen „Grenzenlos-Denkenden“ zur Seite. Wie schafft ihr es, der Innovation den nötigen Rahmen zu geben - und auch die richtigen Mitarbeiter dafür zu finden?
Zum einen gibt es gewisse Umgangsregeln oder auch ein Grundverständnis dafür, dass man in der Netural Ideen, Zweifel oder Kritik anbringen darf, es gibt da kaum Tabus. Aus diesem gegenseitigen Zuhören und gemeinsamen Verstehen heraus kommt man dann an einen Punkt, wo es Veränderung braucht, und es entsteht oft etwas Neues. Dazu braucht es das Vertrauen, dass man Dinge gemeinsam lösen kann und auch das Commitment, dass man Fehler machen darf, oder dass etwas noch nicht ganz fertig sein muss. Dinge entstehen dabei oft im Gehen, darauf muss man sich einlassen, aber man bekommt dafür auch den nötigen Support - auch menschlich.
Du als Chief People Officer musst es wissen: Für welche Art Mensch führt an Netural als Arbeitgeber kein Weg vorbei?
Für alle, die mit einer Leidenschaft ein Thema im Team vorantreiben wollen. Die mutig die Extrameile gehen, lernen, und von anderen spannenden Persönlichkeiten profitieren wollen. Die gemeinsam Projekte umsetzen wollen, von denen man am Anfang noch gar nicht weiß, was am Ende herauskommt. Und die sich auf das Abenteuer einlassen, und im Miteinander erfolgreich sein wollen.
Welche Kompetenzen braucht es in der digitalisierten Welt von heute, und was gibst du deinen beiden Töchtern (9 und 12 Jahre) davon mit auf den Weg?
Das beschäftigt mich tatsächlich gerade sehr. Was braucht es, um in dieser Zeit bestehen zu können? Eine Mischung aus Selbstvertrauen und gewisser Selbstfürsorge zum einen, auf der anderen Seite auch den Mut, sich einzulassen auf das, was kommt. Dabei neugierig sein, was draußen passiert und „bei sich“ sein. Auch verzichten können und etwas bewusst abschalten und priorisieren können, denn das Angebot für die Jungen ist übermächtig groß. Dazu muss man sich selbst kennen um zu wissen, womit man zufrieden ist. Das möchte ich auch Mitarbeitern weitergeben: sich eine Aufgabe zu suchen, die den eigenen Stärken entspricht und tun, was man wirklich gerne macht. Gerade in dieser dynamischen Zeit.
Viele deiner Outfits sind selbst genäht oder gestrickt, und du besitzt nachweislich viel handwerkliches Geschick. Inwieweit muss man geerdet sein, um in der Netural Welt abzuheben?
Ich glaube, Netural zeichnet sich schon immer aus durch eine Mischung aus digital und analog. Wenn man viel Denkarbeit macht, dann kann Handwerkliches, das Schaffen von Dingen, erfrischend sein. Man kann sagen, wir pflegen in der Netural schon seit jeher eine Kultur, die bei aller Digitalität sehr geerdet ist.
Du tanzt sehr gerne. Wie würde deine Choreografie für Netural aussehen, und wer darf mittanzen?
Das wäre Freedance mit cooler Musik und jeder darf mitmachen, der mag!
Danke für deine Zeit, Irene!
Sehr gerne.